Mittwoch, 11. November 2015

Freundschaften

Sie begleiten uns meistens nur ein Stück unseres langen Lebensweges


Ich hatte schon viele Freundinnen und Freunde und habe heute eher wenig davon. Davon sind die meisten welche, mit denen ich überwiegend virtuellen Kontakt pflege, was aber oft auf beiden Seiten daran liegt, dass viele Menschen heute leider so wenig Geld haben, dass es nicht mehr möglich ist, viel herumzufahren.

Die ersten Freunde hatte ich als Kind in der Straße, in der ich aufgewachsen bin. Manche davon haben mich jahrzehntelang begleitet, aber irgendwann verlor ich alle aus den Augen. Die meisten nicht durch Tod, sondern einfach so, vielleicht auch mal durch einen Streit, aber in erster Linie diese auch, weil ich dort wegziehen musste.

Mit vielen meiner Kinderfreunde ging ich später zusammen zur Schule, lernte dort neue Freunde kennen und später auf der Berufsschule, bei meinem späten Abitur oder im Studium wieder andere.

Auch Arbeitskollegen waren zuweilen lange Zeit gute Freunde von mir, genauso Nachbarn.

Bei manchen Freunden denkt man, dass man sie nie verlieren wird.

Mein Hufrehe-Forum bescherte mir auch einige sehr gute virtuelle Freunde, die ich zum Teil auch persönlich kennenlernte. Die meisten davon verschwanden auch wieder. Eine Freundin habe ich davon immer noch und wir schreiben uns seit 12 Jahren fast täglich.

Mail-Freunde, mit denen ich laufend E-mails austausche, habe ich auch.

Ich habe Freunde bei Jappy und bei Facebook.

Manche dieser Menschen lernte ich über Jürgen kennen oder er über mich.

Jürgen hatte im Leben auch schon sehr viele Freunde und hat heute genauso wie ich nur wenige .. wir haben uns meistens nur gegenseitig.

Auch in Stallgemeinschaften gibt es oft nette Kontakte, aber bisher gingen alle verloren, wenn man den Stall wechselte.

Mit Nachbarn war das eigentlich immer genauso .. mit Kommilitonen oder Mitschülern meistens auch.

Ich habe auch Freunde verloren, weil sie gestorben sind, zuweilen sehr jung, was mich sehr mitgenommen hat.

Wenn ich einen guten Draht zu Freunden habe und sie aktuell da sind, sind sie mir nie egal. Es berührt mich, was diese Menschen erleben. Ich leide mit ihnen, ich freue mich mit ihnen und versuche, das auch zu zeigen. Wenn ich kann, helfe ich auch gern, wenn jemand Hilfe braucht. Oder ich helfe einfach dabei, Rat oder Informationen zu suchen, wenn das nötig ist.

Ich nehme mir dazu oft viel Zeit. Mit Geld habe ich früher auch geholfen, heute ist das für mich schwierig geworden .. Geld ist leider Mangelware geworden.

Tja ... die meisten Freunde, die man früher persönlich hatte, als die Welt noch ohne das Internet auskam, hat man eingeladen und wurde auch von ihnen eingeladen. Man wurde so Teil eines Freundeskreises. zu dem man irgendwie dazu gehörte.

Eine unserer Freundschaften war anders, sie war von Anfang an immer irgendwie sonderbar, weil diese Person immer nur uns besuchen kam, uns aber nie eingeladen hat. Ihre wechselnden Partner brachte sie dazu oft mit, andere Freunde waren für uns eher etwas Anonymes. Einmal lernten wir eine ihrer Freundinnen deshalb kennen, weil wir ihren Geburtstag gemeinsam bei dieser Freundin feierten. Sie wurde so auch eine Freundin von uns und gehört heute zu unserem Freundeskreis. Eine andere Freundin von ihr lernten wir virtuell kennen und sie ist gerade traurig, weil sie sich zurück gestoßen fühlt. Jürgen und mir geht es genauso.

Warum hat ein Mensch nicht einige wenige gute, sondern unzählige "Freunde", die er nur besuchen geht, bei eigener Lust und Laune zuweilen so oft, dass er diese Menschen mit seiner Gegenwart regelrecht ersticken kann .. denn so habe ich diese Freundin durchaus kennengelernt ... die mich in Phasen, wo sie eine Freundin brauchte und suchte, manchmal mehrmals täglich zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchte .. bis mir irgendwann so der Kragen geplatzt ist, weil sie einen Jubiläumstag mit meinem Mann komplett zunichte machte mit ihrer ständigen Gegenwart, dass ich diese Freundschaft damals beendete. Wir haben uns wieder vertragen. Sie wollte das so und ich habe zögernd ja dazu gesagt.

Es lief eine Weile .. es war gut so, wie es war.

Jetzt ist es nicht mehr gut so, wie es ist .. sie hat wieder einen Partner, worüber ich mich gefreut habe und dachte, vielleicht würden wir nun sowas wie ein Freundeskreis.

Wir wollten ihr beistehen, weil sie eine Freundin verlor, die ihr offensichtlich viel wichtiger war als wir, obwohl wir jahrelang Feste wie Weihnachten oder Silvester grundsätzlich gemeinsam verbracht haben .. dieses Jahr kriegte Jürgen auf die Frage, wollen wir wieder zusammen Silvester feiern, aber gar keine Antwort.

Tja .. und als wir sie trösten und einem Freund von ihr mit ein paar Informationen gern helfen wollten, hat sie nichtmal geantwortet. Auch einer anderen Freundin nicht, die sich gerade sehr verlassen fühlt.

Tja ...wir werden uns wohl aus den Augen verlieren .. vielleicht auch nicht, wer weiß?

Ich für mein Teil habe zum neuen Freundschaftsversuch ja gesagt, aber ab heute laufe ich ihr nicht mehr nach. Sie weiß ja, was ich für eine Facebook-Seite habe, meine Telefonnummer, meine Adresse, meine mail-Adresse und sie ist genauso eng mit meinem Mann verkabelt.

Irgendwie hat mich dieses Schweigen verletzt, auch wenn ich verstehe, dass sie sich verliebt hat.

Ich habe gar nicht erwartet, dass wir uns ständig besuchen, auch nicht, dass wir uns täglich schreiben ... aber wenn jemand sagt, er sei meine Freundin, könnte diese Freundin mir schon zumindest alle paar Tage einmal so viel Zeit widmen, dass sie es schafft, mir einige Sätze im gemeinsamen sozialen Netzwerk als Antwort zu hinterlassen, wenn ich ihr etwas erzähle, was nicht für mich, sondern für sie selbst wichtig gewesen ist.

Eine ihrer Freundinnen, mit der sie einmal sehr gut befreundet war und mit der sie böse in Streit geriet, schrieb mich vor Jahren bei Jappy an. Sie beklagte sich bitter damals. Es war nichts Wichtiges mit dieser Freundin meiner Freundin, wir wechselten ein paar Sätze, mehr nicht, ich behielt sie nur in meiner Favoritenliste und habe ihr lange Zeit ab und zu kleine virtuelle Grüße geschickt.

Als ich neulich zum Herbstanfang ein nettes Bildchen an alle meine Jappy-Bekannten verteilte, konnte ich dieser Frau keines schicken ... ich bekam die Info, das ginge nicht, weil mich diese Person entweder ignorieren würde oder einen Kontaktfilter an hätte. Eigentlich mag es nicht wichtig sein. Fragen kann ich so nicht, warum das so ist .. aber es passierte nachdem ich bei Facebook sah, die beiden haben sich wieder vertragen.

Mein Mann sagt, es sei doch egal, ob da etwas hinter meinem Rücken war, das ich nicht weiß .. ich weiß nicht, eigentlich wäre es mir nicht egal, auch wenn mir diese Frau im Prinzip egal ist .. ich weiß einfach gern, woran ich bei Menschen bin, schon ganz und gar dann, wenn sie sagen, sie seien gute Freundinnen von mir und hätten momentan nur leider wenig Zeit.

Das ist ja kein Problem .. Zeit ist relativ.

Ich selbst nehme mir allerdings, auch wenn ich wenig Zeit habe, für Menschen, die mir wichtig sind, zumindest ab und zu etwas Zeit .. ich versuche diese Zeit, weil ich sehr vielen Menschen schreibe, immer so einzuteilen, dass keiner dabei zu kurz kommt.

Ich sage dann auch ab und zu, wenn ich mich nicht immer melde, ich schaffe das nicht immer alles .. aber es ist halt auch nicht so, dass ich mich nun gar nicht mehr melde.

Tja .. ich glaube, ich habe gerade innerlich eine Freundin in eine Ecke verbannt, in der sie für mich genauso unwichtig ist wie ich es offenbar in der letzten Zeit für sie geworden bin.

Sie selbst suchte mal so viel Nähe, dass es für mich viel zu viel war und ich habe sie schließlich immer näher heran gelassen .. vielleicht hätte ich das nie tun sollen.

Aber .. nein vielleicht doch ... es ist eben normal, dass uns Freunde immer nur eine Weile auf unserem Weg begleiten und dann in eine andere Richtung abbiegen als wir selbst.

LG Renate

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