Freitag, 4. März 2016

Bilanz - mein Leben in einem kapitalistischen Land - Teil 12

Der Tod meiner Mutter, viele schreckliche Monate und dann ein neuer Lichtblick



 
Als ich Jürgen brauchte, um meiner todkranke Mutter für die Klinik fertigzumachen, erlebte ich das Jobcenter als rasend schnell und effektiv. Über das dortige Callcenter landete ich binnen kürzester Zeit am Telefon unserer damaligen Fallmanagerin, einer sehr netten jungen Frau, die Jürgen sofort nach Hause kommen ließ.

Als wir in der Klinik ankamen, mussten wir zunächst sehr lange warten. Ein unglaublich unfreundlicher, regelrecht abweisender junger Arzt rief mich rein und erzählte mir was davon, ob ich lebensverlängernde Maßnahmen für meine Mutter wolle. Als er mein entsetztes Gesicht sah und wohl dachte, ich würde ihm heulend um den Hals fallen oder dergleichen, herrschte er mich an, ich dürfe ihn nicht anfassen, da würde er nicht mögen. Ich hatte hingegen überhaupt nicht verstanden, was dieser Mann mir hatte sagen wollen, sondern sagte ihm, was für einen Unsinn er eigentlich von sich geben würde, meine Mutter hätte eine Magengrippe und bräuchte dringend einen Topf, damit sie nicht austrocknet, denn sie würde sich schon lange ständig übergeben und weder Essen noch Trinken blieben drin.

Als wir zu Hause waren, rief uns der Chefarzt an und redete wieder davon, ob ich nun lebensverlängernde Maßnahmen wollen würde oder nicht. Ich hatte inzwischen überlegt, was dieser Chaot von einem Notarzt mir eigentlich hatte mitteilen wollen und fragte dann nach, der Arzt möge mir doch bitte erstmal erklären, was eigentlich genau los sei, was meine Mutter hätte. Er sagte dann, sie hätte Nierenversagen, das sei tödlich. Sie könne an Maschinen noch einige Wochen überleben, aber sie würde da nie mehr von weg kommen und ohnehin sterben, so langsam, ohne Maschinen unter Morphium schneller in wenigen Tagen sterben. Ich sagte, dass ich darüber dann mit meiner Mutter zunächst einmal selbst reden würde und gleich in die Klinik kommen würde. Und ich würde vorher noch sofort alle meine Kinder benachrichtigen.

Manuel habe ich nicht angerufen. Der letzte Anruf hatte mich so mitgenommen, dass ich Angst vor noch so einem Gespräch hatte. Ich habe ihm deshalb eine E-mail geschickt, seine Oma läge im Sterben, wenn er sie nochmal sehen wolle, müsse er sofort kommen. Telefoniert habe ich dann nacheinander mit allen anderen Kindern. Ich weiß heute nicht mehr, wen ich zuerst angerufen habe. Mit Vanessa und Marius ging es ohne Streit ab. Vanessa kam auch sofort mit mir gemeinsam ins Krankenhaus und das war sehr gut. Aber mit Esther ging es nicht ohne Streit ab, und das hatte einen Grund. Als ich sie fragte, wie es ihr ginge, erzählte sie mir, sie hätte Nixe, Reno, Max, Filia und Rika verkaufen müssen. Ich frage dann an wen und sie sagte mir, sie würde mir nicht sagen, wem sie Nixe und Reno verkauft hätte. Daraufhin weiter noch ein vernünftiges und freundschaftliches Gespräch mit ihr zu führen, war mir nicht mehr möglich. Meine Mutter starb, meine Tochter hatte meine !!!! beiden Pferde, die ich gekauft und ihr doch nur so überlassen hatte, aber nicht zum Verkaufen, einfach verkauft und teilte mir noch nichtmal mit, an wen. Auch wenn sie sicher Gründe dafür hatte, auch schwerwiegende, die ich heute erahnen kann. Etwas viel Schlimmeres gibt es wohl kaum noch, als so zu reagieren, wenn man gerade den Anruf erhält, dass die eigenen Oma im Sterben liegt. Ich weiß nur von Vanessa und Marius, dass sie bei meiner Mutter vor ihrem Tod in der Klinik waren, Marius hat aber nicht mehr mit ihr reden können, sie stand dann schon unter Morphium und war nicht mehr bei Sinnen.
Vanessa in der Tierarztpraxis, wo sie arbeitet

Vanessa half mir sehr bei der Entscheidung, was ich tun sollte. Ich hatte nach allen den Erlebnissen mit den Ärzten in dieser Klinik kein Vertrauen zu ihnen, aber ich vertraute meiner Großen, als sie mir sagte, meine Mutter würde einen Ammoniak-Geruch ausströmen, der typisch für Nierenversagen sei. Sie hätte schon hunderte von Hunden, Katzen und anderen Tieren mit eingeschläfert, die an Nierenversagen gestorben seien, die würden immer so gerochen haben. Ich könnte den Angaben der Ärzte deshalb Glauben schenken. Nun musste ich mit meiner Mutter darüber reden. Sie war vollkommen klar, ganz anders als im Jahr davor, wo sie nach ihrer Rückkehr aus der Klinik fast immer vollkommen wahnsinnig gewesen war. Sie hat mir erzählt, sie hätte sich immer ein Kind gewünscht und als ich geboren worden wäre, wäre ich die Erfüllung ihres größten Wunsches gewesen. Sie hätte mich immer über alles geliebt, sei aber auch immer eifersüchtig auf jeden Mann gewesen, der in meine Nähe gekommen sei. Aber sie sei nun froh, wo sie gehen müsse, dass ich mit Jürgen einen guten Mann an meiner Seite hätte, der für mich da sein würde, da sei sie sicher. Sie sagte, ich solle das tun, was am besten für sie sei, damit das Sterben nicht so schlimm sein würde. Ich habe ihr versprochen, ich würde alles tun, ihr das Sterben so leicht wie möglich zu machen. Ich werde dieses letzte Gespräch mit meiner Mutter nie vergessen.
Ein altes Foto von Mama und mir mit meinen Großeltern

Meine Mutter war nie einfach und ich glaube kaum, dass es viele Mütter gibt, die ihre Kinder so sehr in Anspruch nehmen wie es meine Mutter mit mir getan hat. Dennoch bin ich heute froh, dass ich immer für sie da war, auch wenn sie nicht die perfekte Mutter war. Es gibt sicher kaum einen Menschen, der mich so geliebt hat wie es meine Mutter tat. Vielleicht tut es der Jürgen, sonst niemand.

Am 29.09.2011 hatte meine Mutter es überstanden. Meine Tochter Vanessa hatte schon zwei Tage vor ihrem Tod gesagt, jeden Hund würde man jetzt einschläfern, aber ein Mensch muss sich leider so lange quälen, bis er von allein stirbt.

Sie sah sehr friedlich aus, als Jürgen und ich sie in dieser Nacht noch einmal in der Klinik besuchen fuhren. Als wir wieder zu Hause waren, miaute ihre Katze sehr lange durch die Wohnung. Das war sehr eigenartig und nicht typisch für Blanka. Jürgen ist nicht fromm, aber er sagte zu mir, Oma ist hier, Blanka auf Wiedersehen sagen. Vielleicht war sie ja wirklich noch einmal hier, bevor sie ihre letzte große Reise angetreten ist.
Blanka

Die Beerdigung meiner Mutter war ebenfalls eines der schrecklichsten Erlebnisse meines Lebens. Manuel kam gar nicht. Vanessa kam mit Janin und Marc. Warum hat sie sie nicht noch einmal mit zu ihrer Oma gebracht? Was hatte meiner Mutter nach ihrem Tod denn noch davon, dass die Kinder bei ihrer Beerdigung waren? Esther kam. Sie sah grauenvoll aus, mager und schwer krank. Ich weiß, dass sie irgendwann einen schlimmen Autounfall hatte. Ich weiß nicht wann, wir haben nur einmal telefoniert und da hat sie mir davon erzählt. Vielleicht war dieser Unfall der Grund dafür, dass sie Nixe, Reno, Max, Filia und Rika verkaufen musste. Ich vermute das. Auch was mir später Einsteller von ihr erzählt haben, die nicht dort geblieben sind, dürfte mit diesem Unfall und den Folgen zu tun haben, denn was diese Leute sagen, passt nicht zu dem, wie ich den Hof meiner Tochter selbst erlebt habe. Solange ich dort sein konnte, was dort alles ordentlich und gut organisiert und die Pferde hatten es gut. Beide setzten sich nicht zu mir, sondern auf die andere Seite der kleinen Friedhofskapelle. Bei mir waren nur Ela und zwei andere Freunde aus Preetz, um Jürgen und mir Beistand zu leisten, nicht meine Kinder. Marius kam zu spät und setzte sich auch zu seinen Schwestern und meinen beiden Enkeln.

Am Grab meiner Mutter standen meine Kinder auf einer Seite, Jürgen und ich und unsere Freunde auf der anderen. So etwas erleben zu müssen, grenzt an eine Herzlosigkeit, die grenzenlos ist.

Marius ging zuerst mit seinen Schwestern mit, um dort nach der Beerdigung mit beiden eine Weile zusammenzusein, kam danach zu Jürgen und mir nach Hause. Der Konflikt, in dem er steckte, war ganz sicher nicht einfach für ihn.
Marius

Ich half ihm damals, er brauchte dringend Geld, weil das Bafögamt nicht überwiesen hatte. Er musste deshalb sein Studium unterbrechen, fing danach wieder an, aber jobbte dann ohne Bafög, weil das grundsätzlich nicht funktioniert hatte. Viele Monate nach Omas Beerdigung erreichte ich Marius überhaupt nicht mehr, weil ich nicht wusste, wo er wohnte. Er hat sich irgendwo bei Freunden durchgeschlagen, hat er mir erzählt. Meldete sich erst über ein Jahr später wieder bei mir, als er anderswo wieder eine eigene Wohnung hatte. Ich war inzwischen einmal dort, als Marius Jürgen und mir wegen unseres damals defekten Computers half. Er wohnt dort mit einem Freund zusammen, den er schon lange kennt. Der junge Mann ist schon seit 2013 der neue Lebensgefährte meiner Tochter Esther und wurde ihr Partner, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Mann Jan und Imke, die Ex von Marius, bereits seit 8 Jahren !!!!! ein Verhältnis gehabt haben. Das war auch schon so, als Esther und Jan geheiratet haben und als Esther Jans Wunsch erfüllte, dafür zu sorgen, dass Raphael seinen Nachnamen statt den seines richtigen Vaters bekommen hat. Selbst mein Ex Hansi sagt, dieses Verhalten muss man nicht verstehen und dafür gibt es auch keine Entschuldigung. Irgendwann hat Marius mir erzählt, meine Familie würde sagen, ich würde mir wünschen, dass er schwul sei, aber das sei er nicht, es sei immer nur eine Wohngemeinschaft mit einem guten alten eben männlichen Freund gewesen. Ja, warum denn nicht? Aber warum kann ich denn diesen Freund nicht kennenlernen? Auch wenn mein jüngster Sohn uns besucht, muss ich dieses Verhalten nicht verstehen.
Esther mit ihrem neuen Partner Matthias, ich fand es im Internet

Ich selbst musste für das Sozialamt allen meinen Kindern und auch deren Partnern ein Formular bringen wegen der Beerdigungskosten. Der Bestatter hatte mir allerdings gesagt, die Kinder müssten keine Angst haben, es gäbe viele Urteile der Sozialgerichte, dass weder Enkel noch deren Partner etwas zahlen müssten, wenn es Kinder seien, denn die seien zuständig. Ich habe das auch allen meinen Kindern so erklärt. Ob es mein Schwiegersohn von Esther verstand, weiß ich nicht, er ließ uns nicht rein, um mit Esther zu reden, er brüllte rum, er würde uns wegen Hausfriedensbruch anzeigen. Später hat er dem Sozialamt Preetz die Angabe gemacht, ich hätte von meiner Mutter in Chiwa und Prima zwei wertvolle Pferde geerbt. Chiwa und Prima haben meiner Mutter nie gehört und außerdem sind sie nicht wertvoll. Ich hatte diesbezüglich aber Hilfe, und zwar sowohl von der Sachbearbeiterin beim Preetzer Sozialamt und auch von meiner Fallmanagerin, die mir beide bescheinigt haben, dass Chiwa und Prima keinen Wert haben und sie schlachten zu lassen, um den Schlachtpreis zu verwerten, gegen das Tierschutzgesetz verstoßen würde.

Ich wünsche meinem nun ja Ex-Schwiegersohn, dass er irgendwann für alles, was er mir angetan hat, die gerechte Strafe bekommt, und zwar von Gott.

Ich sollte noch eine weitere Grausamkeit erleben, und zwar in dem Bokseer Stall, wo unsere Pferde damals ihren Pensionsplatz hatten. Schon als wir die Pferde dort eingestellt hatten, hatten wir gesagt, es könnte einmal schwierig werden, wenn meine Mutter sterben würde, denn diese Situation könnten wir durch nichts abfedern. Man bekommt das Pflegegeld nur so lange, wie man auch pflegt, es gibt keine Übergangszeit, um sich einen Job zu suchen, kein Arbeitslosengeld, nichts. Man fällt in ein riesengroßes soziales Loch. Unser Bauer gehörte zu den Menschen, die oft schon Tage vor dem Ersten immer fragten, ob schon Geld gekommen sei. Das war bei uns oft so, denn meine Mutter hat ja Sozialhilfe bekommen und die ging oft sehr früh ein. Nun aber hatte ich am 10. des Folgemonats nach Mamas Tod erst für ein Pferd bezahlt und wir suchten händeringend Arbeit. Sofort sprach dieser Bauer davon, Prima verkaufen zu wollen. Er ließ uns keine Zeit, noch nicht einmal einen Monat, um nach Mamas Tod finanziell auf die Beine zu kommen.
Chiwa und Prima

Hilfe hatten wir von einem alten Freund aus meinen Kindertagen, der dann erstmal den Stall für Prima bis Ende des Jahres bezahlt hat. Ich hatte ihn bei stayfriends wieder gefunden, er hatte seine Frau verloren und wusste, wie schwer man nach einer Beerdigung wieder auf die Beine kommt. Er sagte, er würde gern helfen, ich hätte auch schon oft jemand geholfen und ihm sei auch schon in der Not geholfen worden. So würde er das Leben verstehen. Auch zwei Forenfreundinnen halfen mit kleinen Summen für die beiden Pferde, bis wir wieder zugange kamen. Und eine davon gab mir außerdem den Tipp, mich als Texterin zu bewerben, denn sie würde sich auch so nebenberuflich Geld für ihre Pferde dazu verdienen.

Auch unsere Fallmanagerin half auf ihre Art, sie besorgte mir sofort einen 1-Euro-Job in Preetz, wo ich zu Fuß hin gehen und mir drei Monate lang jeden Monat 130 Euro dazu verdienen konnte.

In der Zwischenzeit hatten Jürgen und ich beide in dem Texter-Portal eine Zusage bekommen und unsere ersten Texte verfasst, die auch angenommen wurden. Im Laufe der Zeit haben wir noch ein zweites dieser Portale gefunden, wurden dort auch besser und höher gestuft, fanden einen Extra-Kunden, der auch ab und zu Aufträge schickt und wursteln uns so durch. Es ist ein harter, aber schöner Job, den wir beide heute machen. Wir sind Freiberufler und müssen aufstocken, aber die Freibeträge reichen, um unseren beiden Pferden das Überleben zu sichern.
Jürgen und ich 2015 im Stall

Es gibt heute für uns nach wie vor ein Auf und Ab, Höhen und Tiefen im Leben, aber so schreckliche Dinge wie damals, als meine Mutter ihr letztes Lebensjahr verbrachte, starb und begraben werden musste, haben wir bisher noch nicht wieder erlebt, sondern nur den ganz normalen Alltagsstress, den in Deutschland Millionen von Menschen erleben, die ihr Einkommen mit Hartz IV aufstocken müssen.

Mein jüngster Sohn musste aufgrund einer schweren unheilbaren Krankheit sein Studium abbrechen. Er hat einen guten Job und trägt es mit erstaunlich viel Fassung. Ich werde selbst sehr alt sein, wenn diese Krankheit ein Ausmaß erreichen könnte, dass sie wirklich schlimm wird. Das macht mir große Sorgen. Er hatte schon bei seiner Geburt einen so schweren Start ins Leben und es nie leicht und hat das einfach nicht verdient, aber das Leben ist eben nicht immer gerecht. Aber er lebt und ab und zu meldet er sich.
Marius im Frühling 2015

Das Jobcenter zu ertragen ist nicht immer leicht. Es ist nicht die Schuld der Sachbearbeiter, es liegt am System. Bei den Linken bin ich dennoch nicht mehr. Es haben mir einige Dinge in ihrem Parteiprogramm nicht gefallen. Ich wähle heute die Piraten, weil sie die einzige Partei sind, die das Bedingungslose Grundeinkommen versuchen würden einzuführen, von dem ich denke, es könnte unsere Welt in Deutschland positiv verändern und das Leben für viele Menschen so wieder lebenswert machen.

Für mich persönlich wäre aber auch das zu spät, um jemals wieder Vertrauen zu meinen drei ältesten Kindern haben zu können. Ich habe erlebt, dass sie mich alle im Stich gelassen haben, als ich in Not war und werde das nie vergessen können. Verzeihen, das ja, denn Kindern verzeiht man Dinge, die man niemand sonst verziehen würde, vertrauen aber, das niemals wieder.

Vor 2 1/2 Jahren fühlte ich mich krank und bekam eine Krebsdiagnose. Ich entschied mich dafür, mich nicht operieren zu lassen, weil die Gewebeproben meiner Schilddrüse keine Krebszellen enthalten haben. Als ich einige Monate später an einer Grippe erkrankte und Antibiotikum bekam, verschwand der Knoten an meiner Schilddrüse von alleine. Ich habe keinen Krebs, aber ich bin schwer herzkrank. Der Vertrauensarzt hat dem Jobcenter mitgeteilt, dass ich nur noch 2 bis 3 Stunden am Tag leichte Büroarbeiten machen darf. Mehr hält mein Herz nicht mehr aus. Das ist gut so. Sie werden mich in Zukunft dann sicher meine Arbeit als Texterin machen lassen.

Jürgen hat auch eine Untersuchung beantragt, denn er hat große Probleme mit seinem Rücken.

Unser Mietshaus wurde verkauft und wir wusten lange nicht genau, ob wir hier nach nun schon zwei Mieterhöhungen wohnen bleiben durften. Aber ich habe das hin bekommen mit der zu hohen Bruttokaltmiete, denn ich kann einen Raum als Büro bei der Anlage EKS absetzen. Ansonsten läuft eine Klage beim Sozialgericht, der wir uns angeschlossen haben, die schon jemand anders in einer ähnlichen Angelegenheit eingereicht hat. Man fragte uns, ob wir das abwarten möchten. Also habe ich ja dazu gesagt.

Dennoch sind das alles eher kleine Sorgen gegenüber denen, die wir davor haben erleben müssen.

Wir haben auch den Stall gewechselt und mit zweien danach viel Pech gehabt, die hier in der Nähe waren. Beim ersten stießen wir unvermutet auf einen Hengst und gingen weg, im zweiten erlebten wir, wie gefährlich Schimmel und Sumpfschachtelhalm im Futter sein können und Chiwa erkrankte wieder an Hufrehe, und das sehr schlimm. Im dritten hat sich Chiwa nun gut erholt und Jürgen und Ela sind letzten Sommer sogar ab und zu auf ihr geritten. Leider werden wir den Stall erneut wechseln müssen, denn dort wurde eine Reithalle gebaut und so entstanden diverse Probleme für uns. Das ist nicht schön, aber im Vergleich dazu, was wir schon alles erlebt haben, eine Bagatelle, die sich demnächst durch einen Stallwechsel wird lösen lassen.
2015 Jürgen reitet Chiwa wieder

Blanka hat Oma inzwischen mehr als vier Jahre überlebt und ist schon uralt. Boomer ist immer noch ein kleiner frecher Terrier und macht uns viel Freude.

Wir haben kein Auto mehr und laufen sehr viel zu Fuß, auch täglich in den Pferdestall von Preetz nach Reuterkoppel und zurück. Das hält uns körperlich fit. Im ersten Jahr sind wir alleine zum Stall und zurück eine Strecke gelaufen, die der nach Minsk und zurück entspricht.




Ela 2015 beim Reiten

Im August 2012 ist Jürgens Mama Lilo auch gestorben. Sie wollte leider nie, dass wir sie mit hier hoch nehmen. Sie wollte in Bad Nenndorf bei ihren Freundinnen bleiben. Bei ihrer Beerdigung war keine davon, aber so ist das im Leben wohl oft. Auch Jürgens Kinder kamen nicht zur Beerdigung ihrer Oma.
Ich mit Chérie sowie Jürgens Mama Lilo und meiner Mama

Wir lieben uns immer noch.

Ach ja, wir haben am 1.3.2013 übrigens geheiratet, auch wenn Jürgen und ich das nie vor hatten. Marius war dabei, als einziges unserer Kinder.

Diese Geschichte, die ich Bilanz genannt habe, erscheint in unserem Blog. Was ein Blog ist, haben wir als Texter gelernt. Jetzt, wo ich diesen Text veröffentliche, am 04.03.2016, hat dieser Blog schon mehr als 2,4 Millionen Leser gehabt. Ich wollte ja früher mal Journalistin werden, heute bin ich eine, wenn auch keine gut bezahlte.

Auf den Titel Bilanz für meine Biografie bin ich gekommen, weil ich aus meinem Leben eine recht bittere Bilanz ziehe.

Ich habe viel in den falschen Mann und unsere gemeinsamen Kinder investiert, sehr viel. Zurück bekommen habe ich nicht ansatzweise das, was ich gegeben habe. Es ist eine negative Bilanz in Bezug auf meine Familie.

Vielleicht werde ich andere Dinge in meinem Leben mit weniger Verlust abschließen können als mein Dasein als Ehefrau und Mutter, das mich im Nachhinein sehr enttäuscht hat. Dennoch gab es viele Jahre, von denen ich sagen kann, dass ich zwar nicht meine Ehe, aber meine Aufgabe als Mutter sehr geliebt habe und die Zeit mit meinen Kindern, als sie mich noch alle liebten und das auch gezeigt haben, sehr genossen habe.

Ach ja .. mein Ex-Mann ist schon wieder solo. Er unterhält sich mit mir. Er hat mir erzählt, dass auch das Leben mit seiner Babs, die mir selbst einmal erzählt hat, wie abgöttisch sie meinen Ex liebt, nur noch Krampf gewesen sei. Ich war offensichtlich nicht die einzige Frau, die ihm nach nur kurzer Zeit zum Hals raus hing. Das beruhigt mich irgendwie.Er macht Privatinsolvenz. Er sagt, er dürfe ja nicht sehr viel verdienen wegen der Insolvenz. Ich weiß, was das bedeutet. Ich kenne ihn zu gut, um es nicht zu wissen. Ich werde hier aber nicht sagen, was ich denke. Wer Bilanz bis hierhin verfolgt hat, wird es aber wissen. Momentan ist er sehr krank und am Knie operiert worden. Es wird Monate dauern, bis das geheilt ist. Es tut mir irgendwie leid und ich wünsche ihm, dass diese Operation gelungen ist. Wir haben uns vor einigen Monaten zufällig getroffen. Ich hasse meinen Ex nicht mehr, ich liebe ihn auch nicht mehr. Ob er irgendwann ein Freund werden kann, weiß ich noch nicht. Warum er ist wie er ist, habe ich im Laufe unserer Ehe gelernt zu verstehen und habe jetzt ja nicht mehr darunter zu leiden.

Jürgen und ich rechnen jeden Cent, selbst die kleinen Werbeeinahmen aus unserem Blog, gewissenhaft mit dem Jobcenter ab. Wir schimpfen über diesen Staat, bescheißen tun wir ihn aber nicht.

Irgendwann mache ich hier weiter, wenn ich dann noch leben sollte, was bei meinem schwachen Herzen länger oder auch kürzer der Fall sein könnte.

Also bis dann.

LG Renate

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